Diese große, so poetische wie dramatische norwegische Familiensaga, beginnend etwa 1908, erzählt uns von Ingrid, der anfangs kleinen Tochter des Fischers Hans Barrøy auf einer winzigen
Schäreninsel hoch im Norden der norwegischen Westküste. Wir nehmen Teil am rauen Leben in atemberaubender Landschaft so fern ab von anderen Menschen und Siedlungen, daß man 2 Stunden und mehr über das offene Meer zu rudern hat, um einen Sack Kartoffeln zu kaufen oder Zucker, und um später zur Schule zu kommen. Und im Winter, wenn der Vater für Wochen zum Dorschfang an den Lofoten unterwegs ist, bleibt immer fraglich, ob er das überhaupt überleben wird.
Im zweiten Teil dann, mehr als 30 Jahre später, als Norwegen von deutschen Truppen besetzt ist, wird ein russischer Kriegsgefangener schwer verletzt und dem Tode nahe, an Barrøys Insel angespült. Er hat das Bombardement eines deutschen Truppentransport-Schiffs überlebt, das um das Nordkap herum entlang der Küste Gefangene nach Süden bringen sollte, aber von englischen Flugzeugen attackiert und zerstört worden war. Zwischen Ingrid und Alexander, den sie gesund pflegt, entspinnt sich eine kurze und gänzlich sprachlose Liebe, bevor er, so schnell es geht, wieder vor dem Zugriff der Gestapo verschwinden muss.
Dann im 3. Teil nach Ende des Weltkriegs, versucht Ingrid mit ihrer inzwischen 3-jährigen Tochter dem verschollenen Vater und seinen Spuren zu folgen – durch ein Land und eine Bevölkerung, da sie von Krieg und Kollaboration nichts mehr wissen will.
Roy Jacobsen, Die Unsichtbaren C.H.Beck Verlag
612 Seiten 28,- €